Von Tempelkunst und finanzieller Ungunst


Und wieder wird sie - die Kunstauktion - erbarmungslos um sich schlagen, all die kleinen Träume zerschmetternd, die man hie und da zusammenführen wollte, um das mosaik'sche Fiduswerk zu vervollständigen. Diesmal in Form eines Koffers, der den unfassbaren Schatz von 230 Diapositiven (Glasdias) enthält. Wir sprechen hier von jenen handbemalten Glasdias, die Fidus für seine Lichtbildvorträge nutzte, um sein höchstes Ziel, die Tempelkunst, zu bewerben. Und jener Koffer war es augenscheinlich, der, ausgehend von Woltersdorf, ein Vortrags-Netz durch die Lande spannte, Begeisterung, Verwunderung und gelegentliche Abscheu bei den zahlreichen Zuschauern zu erwecken vermochte. So sehr ich mich auch umnachteten Hoffnungen hingeben möchte, eine heldenhafte Gestalt könnte die veranschlagten 6000€ erübrigen und das gute Stück wieder der öffentlichen Meinung zuführen, so sicher bin ich mir leider, daß der Koffer samt seines Inhalts seine Reise ans Ende der Nacht antreten wird. 

Die Tragik: Über die Lichtbildvorträge ist eigentlich nichts bekannt. 

Wir wissen zwar, daß durch die Zuarbeit Karls (brüderlich verbunden mit Wilhelm Spohr), der in einem Berliner Lichtbildverlag tätig war und dort für Fidus die Diapositive nach seinen Bildern und Entwürfen anfertigte, die Grundlage geschaffen wurde, durch die Fidus überhaupt erst in der Lage war, jene schwarz weißen Glasplatten nachträglich zu kolorieren, um letztlich seine Tempelentwürfe und vor allem -Träume mit flirrenden Farben einem Publikum vorzuführen. Des Weiteren, daß die Premiere seiner Lichtbildvorträge im Saal des Berliner Rathauses 1903 stattfinden konnte, unter dem Motto "Fidus' Tempelkunst". Und natürlich darf nicht vergessen werden, daß mit der Verlagsgründung und damit realisierten Vervielfältigung seiner Kunst auch ein geschäftlicher Aspekt seinen Weg bahnte. So verkaufte sich gerade im Laufe der Vorträge das große Angebot an Drucken und Postkarten. Mit dem Jahre 1933 stellte sich dann eine erste Ernüchterung ein, als ein Lichtbildvortrag in Hannover nicht öffentlich beworben wurde, da man Repressalien seitens der SA fürchtete, was sich merklich auf die Besucheranzahl und die daraus resultierenden geringen Einnahmen auswirkte. Fidus verbuchte einen finanziellen Misserfolg, da man nicht einmal einen Verkaufstisch riskieren wollte.
Bereits jetzt wird es dunkel, sind keine weiteren entscheidenden Informationen bekannt. Weder über die gezeigten Bilder, noch über Umfang... 
Man stelle sich das nur einmal vor, hoch oben vom Elfenbeinturme aus, gebe sich dem Gedankenspiele einmal ganz hin: Wir könnten wieder Lichtbildvorträge halten, Lichtbildvorträge wie sie Fidus und Freunde über 30 Jahre hielten, sehen, was sie gesehen haben. Doch: Kein Tag, den nicht die Nacht gebar...

*Eintrag von Fidus in das Gästebuch von Prof. Schmidt, Lünzen (Für dieses Bild Karl-Ludwig Barkhausen dankend)

Gunnar Finder / Eberswalde / flirrender 11.06.2018

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