Drude zum 100. Todestag

Ein Aspekt des Fidusjahres 2018, der leider in den Hintergrund geraten ist, zeichnet sich in Drudes (Fidus' Tochter) 100. Todestag.
Drude Fidus, geboren am 23. Dezemeber 1900, ging aus Fidus' erster Ehe mit Elsa Knorr hervor. Ihre Tagebücher, die im Archiv der deutschen Jugendbewegung erhalten sind, ermöglichen nicht nur einen Einblick in den Alltag des Fidushauses, sondern laßen auch erahnen, was für unglaublich intelligentes Mädchen der Familie entrissen wurde. Ein Auszug aus dem Tagebuch der vierzehnjährigen Drude findet sich im Buch Fidus - Künstler alles Lichtbaren in Ute Wermers Kapitel wieder:

"Ich glaube, kein Kind in meinem Alter hat es so schwer wie ich. Sie haben ihre Schule und ihr Kinderleben und das ist alles. Aber ich habe das, und noch das ganze Leben der Erwachsenen zu tragen. Alles schütten sie über mich aus, dann sind sie böse, wenn ich mal unglücklich aussehe, ich wäre ein Kind und hätte ein besseres Leben wie jedes andere, und Gott sei Dank noch keine Ahnung was das Leben ist. Ja prosit! - Ich hab sogar das des ganzen Hauses mit zu erleben, alle die Sorgen, von denen andere Kinder nichts wissen. Getraud klagt sich bei mir aus, Mutti auch und übt dabei noch ihre Misslaune wie auch alle anderen bei uns aus. Im übrigen hab ich all das Gezänk und Geschrei des Hauses gegen den Verlag und so weiter mit anzuhören. Andre Kinder - wo ich beim Spielen mit ihnen das andere für einige Zeit vergessen könnte, hab ich auch nicht. - Hab ich's besser wie andere Kinder?!!!-?"

Im Sommer 1918, als Drude, die seit 1913 in der Odenwaldschule in Hellerau während der Schulmonate verweilte, wegen anstehender Schulprüfungen nach Berlin kam, wird sie Opfer einer seuchenartigen Grippe und verstirbt an dieser am 03. Juli 1918. In der Todesanzeige heißt es:

"Am 3. Heuert nachts verschied unsere Drude nach viertägiger Erkrankung an einer Lungenentzündung in den Armen ihres Vaters. Sie war nach Berlin gekommen um die Lyceal-Reife zu erlangen. Bei Freunden wohnend, mit ihnen an der Grippe erkrankt, wurde sie in das gartenschöne Augusta-Krankenhaus gebracht, deren Aerzte uns auch befreundet sind. Sie war glücklich und schied in frohen Träumen."

Drude, die ebenfalls auf zwei Postkarten des Fidus-Verlages abgebildet wurde, wird wahrscheinlich auch ein Thema im kommenden Buchprojekt des Monsalvat-Verlages werden. Insofern, hoffe ich, der Autor wird weitere Tagebuch-Einträge verarbeiten. 



*"Tochter des Künstlers" (1918) & "Drude auf der Veranda" (1919 & 1932)

Gunnar Finder / Eberswalde / traumlebendiger 21.11.2018



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